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Falsche Erwartungshaltung? Respektlos? Fehlende Solidarität?

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Juergen @noah1245 · Jul 23, 2020

Unter https://web.facebook.com/groups/helpinghandscologne/permalink/1411952512343321/ findet ihr den Beitrag auf den ich mich beziehe, mit meinen eigenen und persönlichen Anmerkungen.

 

Unabhängig davon wer es ist, wer sich gegenüber ehrenamtlich Helfenden respektlos verhält und gewalttätig wird, darf von mir kein Verständnis erwarten. Wenn die Gruppen keine andere Möglichkeit sehen, außer die Polizei, das Ordnungsamt oder die DB Sicherheit zur Unterstützung heranzuziehen, dann ist dies selbstverständlich legitim, und in keiner Weise verwerflich. Ich selbst habe vor wenigen Jahren mehrere Monate bei einer Kochgruppe einer Suppenküche ehrenamtlich geholfen. In vielen Fällen konnten Konflikte deeskaliert werden. Leider gab es viele Fälle, wo die Polizei gerufen werden musste.

 

Mir ist durchaus bewusst dass es Menschen gibt wo es nicht einfach ist, und mühselig sein kann. Dennoch muss man versuchen einen Weg zu finden wie man ihnen vermittelt, was sie mit ihrem Fehlverhalten bewirken. Abgesehen davon, dass sie sich bei anderen, die froh sind dass es solche Versorgungsangebote gibt, unbeliebt machen, halten sie den Betrieb auf, und die Ehrenamtler*innen von ihrer Arbeit ab. Während man mit nervigen Grundsatzdiskussionen oder Deeskalation von Konflikten beschäftigt ist, kann man die Wartenden nicht mit Essen und Getränken versorgen. Wer sich also daneben benimmt, sollte sich nicht beklagen wenn man wo nichts mehr bekommt.

 

Es ist genauso wenig verwerflich und legitim, wenn sich die Helping Hands wieder auf ihr eigentliches Ziel fokusieren, weshalb man sich vor Jahren mal zusammengefunden hat, die Versorgung Obdachloser, also von Menschen die auf der Straße leben. Dies wird auch bei den Einrichtungen der Obdach- und Wohnungslosenhilfe, beispielsweise die Tagesaufenthalte haben, so gehandhabt. Es gibt solche die ihre Angebote ganz klar für Obdachlose anbieten. Es gibt solche, wo bestimmte Angebote nur Obdachlosen zur Verfügung stehen, und andere wiederum allen Bedürftigen. Wenn jemand das erste mal wo hinkommt, wird das auch entsprechend vermittelt.

 

Es gibt Anlaufstellen in Köln, wo man für kleines Geld oder umsonst etwas zum essen bekommt, wo man sich duschen, seine Wäsche waschen oder in einer Kleiderkammer neu einkleiden kann. Es gibt Anlaufstellen in Köln, wo man sich mit seinen Sorgen und Nöten an Sozialarbeiter*innen wenden, und Unterstützung holen kann. Der Punkt ist, man muss auch wollen. Man muss dorthin gehen. Man muss sich helfen lassen wollen. Wenn man dies nicht will, weil man zu bequem ist, sind die ehrenamtlich Helfenden mit ihren Versorgungsangeboten die falschen Ansprechpartner. Zumal dies in der Regel auch weder Sozialarbeiter*innen, noch Streetworker*innen sind. Wer diese als Ersatz dafür versteht, weil man zu bequem ist sich zum Supermarkt zu bewegen, sollte davon absehen dort zu erscheinen.

 

Es mag Menschen geben die dies anders sehen.  Wenn dem so ist, dann soll es so sein. Ich habe den Eindruck dass es Punkte gibt die bei Obdachlosen nicht gut ankommen. Unter anderem, wenn Versorgungsangebote (sei es von Ehrenamtler*innen von Vereinen oder von Einrichtungen) von Menschen in Anspruch genommen werden, für die die jeweiligen Angebote nicht gedacht sind. Das muss man auf dem Schirm haben, und das ist für mich sehr gut nachvollziehbar.

 

Die Tagesaufenthalte in manchen Einrichtungen haben nur begrenzten Platz. Sind diese belegt, von jemandem der es nicht nötig hat, steht der Platz einem Obdachlosen nicht zur Verfügung. Einem Menschen, der froh wäre wenn er sich für wenige Stunden im trockenen und warmen aufhalten könnte. Wie würdest du dich fühlen, wenn du auf der Straße lebst, wohin gehst, in der Hoffnung dich dort aufhalten zu können, und feststellst es ist alles voll, und viele der Anwesenden leben nicht auf der Straße? In etwa so, muss man sich die Situation bei den Versorgungsgängen und -treffen vorstellen. Viele Obdachlose sind zu Fuß unterwegs. Gehen wo hin, weil sie wissen dort bekommen sie etwas zum essen oder zum trinken. Vor Ort stellen sie dann fest, es gibt kaum etwas oder nichts. Bei wem würde das keinen Unmut erzeugen?

 

Was die verschiedenen Versorgungsangebote angeht habe ich den Eindruck, dass es im Grunde überall das gleiche ist. Es gibt viele Menschen die dankbar sind, und die sich respektvoll verhalten. Die froh sind, wenn es Menschen gibt die sich um andere bemühen und sie unterstützen. Es gibt auf der anderen Seite aber auch nicht wenige Menschen wo man genauso einen Kassettenrekorder hinstellen, und auf Dauerwiedergabe einstellen könnte. Wo es unter anderem offensichtlich nur darum geht Informationen auszutauschen was man wo umsonst abgreifen kann. Nur auf das eigene Wohlergehen gedacht. Hauptsache, so viel wie möglich für sich selbst, und nichts den anderen gönnen. Wenn man denn so will, die Perfektion von Lebensmitteltourismus in einer perfiden Form.