Weitere Informationen zu Kein Veedel für Rassismus und deren Kampagne 11.000 Fahnen für Köln findet ihr online. Eine solche Fahne hängt seit wenigen Tagen aus dem Fenster eines Gebäudes am Bahnhofsvorplatz. In dem Gebäude sind in der ersten Etage eine Kontaktstelle für obdach- und wohnungslose Menschen untergebracht. In der zweiten Etage eine Kontaktstelle für Drogenkonsumierende. Ich finde es sehr gut und wichtig, dass auch die Träger solcher Einrichtungen ein klares und unmissverständliches Zeichen gegen jedwede Form von Rassismus, natürlich auch gegen jedwede Form von Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie setzen. Denn, auch unter Menschen am Rand unserer Gesellschaft gibt es Rassismus.
Dazu zwei Beispiele. Vor wenigen Tagen wurde ich von einem Obdachlosen angesprochen, der die Fahne gesehen hatte. Er wollte wissen was Veedel bedeutet, was ich ihm erklärt habe. Worauf er antwortete, er habe nichts gegen, na du weißt schon. Wo er von einem Mitarbeiter der Einrichtung einen Handzettel mit den gewünschten Informationen bekommen hat, entfernte sich der Mann Richtung Bahnhofsvorplatz, und sprach davon dass, wenn Hitler jetzt leben würde, er schon zeigen würde wo es lang geht.
Die andere Situation liegt länger zurück, und ereignete sich vor der Corona Pandemie. Andere Gäste der Einrichtung und ich, saßen in der Kontaktstelle für Wohnungslose beim Mittagstisch. Ich bekam ein Gespräch mit, wo schnell ein Punkt erreicht war, wo ich aufgestanden bin, auf den Tisch zugegangen bin, und die Personen gefragt habe könnt ihr mal euer braunes Geschwätz sein lassen. Worauf hin erwidert wurde, man dürfe sich doch wohl unterhalten, und seine Meinung sagen. Worauf hin ich erwidert habe, dass ich nicht gesagt habe sie dürfen nicht ihre Meinung äußern oder sie dürfen sich nicht unterhalten, und dass im übrigen Rassismus keine Meinungsäußerung ist. Worauf mir gesagt wurde was mir einfällt. Worauf hin ich gesagt habe, dass dies meine Meinung sei, und dass jemand der ständig nur über Menschen aus anderen Ländern, beispielsweise Osteuropäer oder Geflüchtete herzieht, hetzt, ein Rassist ist.
Einmal mehr habe ich mich gefragt, ist es nicht möglich irgendwo hinzugehen ohne dass irgendwer mit rassistischer Scheiße um sich wirft, beziehungsweise wie kann man Menschen auf entsprechende Hilfeangebote hinweisen, wenn man von vorneherein weiß dass sie sich nicht dort wohlfühlen. Weil man ihnen das Gefühl gibt sie sind nicht willkommen.
Ich wieder zu meinem Tisch zurück. Mein Essen gegessen, meinen Kaffee getrunken und mich bei den Mitarbeiter*innen und Ehrenamtler*innen verabschiedet. Weil mich so was schnell auf die Palme bringt, und ich dann schon mal Dinge sage, die ich so nicht sagen würde, habe ich eine Stunde später mit einer Sozialarbeiterin der Einrichtung telefoniert und, sofern sie den Eindruck gehabt habe dass ich mich unangemessen verhalten hätte, dafür entschuldigt. Ich war unangenehm überrascht wo ich mitbekommen habe, dass man zwar registriert habe dass es einen Konflikt gebe, aber wegen der Anzahl an weiteren Gästen jetzt nicht genau geschaut habe was los ist.
Andere Menschen mögen andere Erfahrungen gemacht haben. Ich zumindest habe den Eindruck dass gerade die, die am lautstarksten gegen Osteuropäer und Geflüchtete hetzen, genau das, was sie diesen Menschen anlasten, selbst tun. Sich selbstsüchtig, egoistisch, nicht solidarisch verhalten. Nur an sich denkend, und anderen alles wegnehmend. Oft heißt es auch, dass man (die Politik? die Verwaltung? wer?) für Geflüchtete alles tut, für die eigenen Leute aber nichts. Wer so was sagt, wird sehr wahrscheinlich noch nie bei der Fachstelle Wohnen der Stadt Köln gewesen sein, oder im Jobcenter. Oder Unterstützung bei einer Einrichtung der Obdach- und Wohnungslosenhilfe gesucht haben.
Schlussbemerkungen
Seit wenigen Jahren habe ich vereinzelt Kontakt zu Geflüchteten gehabt. An denen sollten sich die, die gegen Geflüchtete und Osteuropäer hetzen, ein Beispiel nehmen. Sie wollten beispielsweise wissen wo man über WLAN ins Internet gehen kann, oder wo es ein Internetcafe gibt. Manche haben sich erkundigt wie sie zum Ottmar-Pohl-Platz (Fachstelle Wohnen), oder dem Kundenzentrum Innenstadt kommen. Vereinzelt wurden Informationen wo es eine Lebensmittelausgabe der Tafel gibt, oder wo man sonst für kleines Geld oder umsonst etwas zum essen bekommt zwar dankbar zur Kenntnis genommen, hier hatte ich jedoch den Eindruck dass es eigentlich allen sehr wichtig ist, dass sie sich selbst versorgen. Mit einem Syrer hatte ich vor paar Jahren ein Gespräch, wo ich ihn so verstanden habe dass man so etwas bei ihnen eigentlich nicht tut, irgendwo zur Tafel oder einer Suppenküche gehen, wenn man Möglichkeiten hat sich selbst zu versorgen.
Bei denen, wo gegen andere Menschen hetzen ist es meiner Wahrnehmung nach immer das gleiche Gerede. Man könnte genauso einen Kassettenrekorder irgendwo hinstellen, und das Band in einer Endlosschleife laufen lassen. Hätte den gleichen Effekt. Dabei würde man eines nie hören, Sätze, aus denen konkret erkennbar ist was die ewig Gestrigen tun um die eigene Situation zu verbessern.