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Verdrängung Obdachloser aus dem öffentlichen Raum? (II)

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Juergen @noah1245 · Jul 4, 2020

In der gedruckten Ausgabe des Express vom 4. Juli gibt es einen Beitrag über die Attacke auf Polids Eisdiele am vergangenen Donnerstagabend. Herr Podolski moniert unter anderem aber es kann doch nicht sein, dass an schönen Ecken Kölns Leute offen Drogen konsumieren, besoffen rumpöbeln und vieles mehr. Weiterhin merkt er an das sind Orte, wo viele Touristen verkehren, wo sich auch die Kölner wohl- und sicher fühlen möchten. Als weitere Beispiele für Missstände führt der Express in dem Artikel folgende Orte auf; Friesenplatz, Ebertplatz, Neumarkt, Wiener Platz, Bonner Wall, Ehrenfeld, Domplatte. Wenn man den Beitrag liest, kann man zurecht den Eindruck haben dass wieder eine Kampagne gegen Obdachlose und Drogenkonsumierende läuft. Kein Wort von den Sauftouristen, die wild urinieren, oder rumpöbeln. Kein Wort, um am Heumarkt zu bleiben, von den Massen an Menschen, Einheimischen, wie Touristen, die im dortigen Bereich des Wendehammer auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen. Die blindlings einfach über die Straße gehen, egal ob rot ist, egal ob ein Bus der KVB abrupt bremsen muss, weil sich irgendein Vollpfosten wieder egoistisch verhält.

Gerne noch mal zum mitschreiben, auch für Lukas Podolski. Die Stadt gehört allen! Wir, als Gesellschaft, beziehungsweise um konkreter zu werden, Anwohner*innen, Geschäftsleute, Gastronomen, müssen uns damit abfinden dass auch drogenkonsumierende oder obdachlose Menschen sich im öffentlichen Raum aufhalten. Sie haben genauso das Recht dazu wie jede*r andere*r. Davon abgesehen, dass Verdrängung keine Konflikte löst, sondern sie nur verlagert. Natürlich ist es nicht verwerflich wenn man auf die Bedenken und Sorgen der Anwohner*innen und Geschäftsleute eingeht, und sich konstruktiv und auf Augenhöhe damit auseinandersetzt. Jedoch sollten vor allem die Gastronomen erst mal sich selbst reflektieren, bevor sie mit dem Finger auf andere zeigen. Wer ist denn für die wirkliche Belagerung des öffentlichen Raum zuständig? Die Außengastronomie und kommerzielle Veranstaltungen.

 

Bei dem in der Printausgabe aufgeführtem Beispiel Bonner Wall kann man aus meiner Sicht schon von einer Hetze gegen Obdachlose sprechen. Warum sonst ist dort die Rede von der Notschlafstelle für Obdachlose die dort seit dem Winter 2017 besteht? Gemeint ist damit Unterkunft der Stadt Köln in der Vorgebirgsstraße, die der SKM Köln im Auftrag der Stadt betreut.

 

Was würde denn passieren wenn, was ich mir nicht wünsche, die Stadt springt weil Herr Podolski gepfiffen hat? Ich wäre nicht überrascht wenn man dann sehr schnell feststellen würde, dass man ein Eigentor geschossen hat. Weil man dann auch, wenn man es konsequent umsetzen würde, verbieten muss, dass beispielsweise in Büdchen in der Nähe von Haltestellen oder dortigen Zwischenebenen der Verkauf von Alkohol und Tabak eingeschränkt wird. Oder, um bei Lukas Podolski Eisdiele am Heumarkt zu bleiben, nix mehr mit Außengastronomie, weil dort einfach zu viele Menschen unterwegs sind, und zu wenig Platz ist wo sie sich bewegen können.