Die Kölnische Rundschau hat in ihrer gedruckten Ausgabe vom Samstag, 13. Juni 2020 unter der Überschrift "Die Schlange der Bedürftigen" einen Beitrag über eine der Ausgabestellen von Care-Paketen für Bedürftige berichtet. Um den Artikel zu lesen muss man entweder die entsprechende Print-Ausgabe in seinen Händen halten, oder unter https://ogy.de/c690 sich registrieren, wenn man die Bezahl-Schranke überwinden und man den Beitrag online lesen will. Vordergründig erweckt der Bericht den Eindruck, es ginge um die Ausgabe der Care-Pakete, die der Träger In Via im Auftrag der Stadt Köln an verschiedene Ausgabestellen liefert, und die dort an Bedürftige verteilt werden. Liest man jedoch zwischen den Zeilen, muss man meiner Meinung nach den Eindruck bekommen es geht wieder einmal um die Verdrängung von Obdachlosen aus dem öffentlichen Raum, in dem Fall konkret vom Bahnhofsvorplatz.
Ein Mitarbeiter des SKM Köln wird mit "Die Leute, die dort stehen, sind zum großen Teil Kölner Bürger, und sie haben auch das Recht, dort zu stehen" zitiert. Auch wenn ich vermute dass diese Formulierung unglücklich gewählt ist, halte ich sie für sehr gefährlich, da man nicht ausschließen kann dass sie von Leserinnen und Lesern als fremdenfeindlich, diskriminierend verstanden wird. Selbstverständlich, auch dann wenn die Menschen nicht aus Köln stammen, haben sie das Recht wie jeder andere auch sich im öffentlichen Raum, also auf dem Bahnhofsvorplatz aufzuhalten. Es ist völlig inakzeptabel, dass ein freier (kirchlicher) Träger anderen Menschen, bloß weil sie aus einer anderen Stadt, aus einem anderen Bundesland, aus einem anderen Land kommen das Recht abspricht sich wo sie wollen aufzuhalten.
Aus dem Kommentar vom Mitarbeiter der Kölnischen Rundschau, will ich den Satz Sie hätte dafür sorgen müssen, dass Reisende ohne Probleme an den Aus- und Eingängen zum Bahnhofsgebäude die Schlange der Wartenden queren können, an den Außengastronomien nicht gebettelt wird und es nicht zu Exzessen wie Urinieren in der Öffentlichkeit kommt. aufgreifen. Im Grunde ist die Sache einfach. Sowohl die Stadt, wie auch der öffentliche Raum, gehören allen. Auch wenn es der Außengastronomie nicht genehm ist, muss sie akzeptieren dass sich Obdachlose und Drogenkonsumierende dort aufhalten. Im übrigen sollte die Gastronomie lieber schweigen, geht sie doch oft genug hin und blockiert mit ihrer Bestuhlung die Gehweg so, dass Physical Distancing nicht möglich ist, oder, siehe Friesenplatz oder Kreuzgasse, beschlagnahmt fast den gesamten öffentlichen Platz. Dann darf man sich nicht wundern wenn sich Menschen die Stadt zurückerobern.
Kein Wort in der Kölnischen Rundschau über Sauftouristen, Menschen die zum saufen und rumgröhlen in die Stadt kommen und die Zugänge beiderseits des Hauptbahnhof blockieren oder in der Öffentlichkeit urinieren. Welche, wenn man ehrlich ist, in der Mehrheit sind.
Fazit? Verdrängung, oder eine nicht sachliche Berichterstattung der Mainstream Presse löst keine Konflikte.