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Die Begegnung

Die Begegnung

 
(In einer Bar. Fred und Georg sitzen am Tresen)
 
Fred: (Steht auf) Wie gesagt, ich würde gerne noch bleiben, aber ich muss langsam los. Man sieht sich! 
(Dreht sich zum Ausgang, bleibt stehen. Eine weitere, gut gelaunte Person betritt das Lokal) Hey! 
Schau mal wer sonst noch herkommt!
Georg: (Blickt auf, mustert den neuen Gast zweifelnd) Warte mal, der kommt mir bekannt vor. Ist das 
nicht der eine von der Konkurrenz?
Fred: Jep, das muss deren Vorarbeiter sein, dieses Arschloch.
Georg: (Starrt desinteressiert in sein Glas) Weißt du, ich hab jetzt Feierabend und es ist mir ehrlich 
gesagt wurscht. Falls es zwischen euch was zu klären gibt, regelt das vor der Tür. Oder besser 
nicht, so besoffen wie du bist, brichst du dir die Hand an einem Laternenpfahl bevor du sein 
Gesicht triffst.
Fred: (Verärgert) Ich bin zu spät dran, meine Frau wird mir zu Hause die Hölle heiß machen. Ein 
andermal vielleicht. (Torkelt zum Ausgang vorbei am neuen Gast, zischt) Mir aus dem Weg!
Kurt: (Umgeht Fred elegant, schaut kurz verduzt hinterher und setzt sich dann neben Georg) Alles gut, 
Kumpel. Huh, was ist denn mit dem los? Egal, heute lasse ich mir von so was nicht die Laune 
verderben.
Georg: (Sarkastisch) Wohl im Lotto gewonnen, hm? 
Kurt: (Gelassen) Nicht ganz, aber es fühlt sich so an! 
Georg: (Sarkastisch) Ja? Gibst du etwa einen aus? (Nimmt einen Schluck)
Kurt: (Jovial) Mein Sohn wird aus dem Krankenhaus entlassen ... warum also nicht? Barkeeper! Die 
nächste Runde geht auf mich!
Georg: (Ungläubig) Kumpel, wieviele Gläser hattest du heute bereits? (Deutet auf seine Arbeitskleidung) 
Das Logo hier ist dir schon aufgefallen, oder?
Kurt: (Überrascht): Nein, hab gar nicht darauf geachtet. Du bist also bei der Konkurrenz, richtig? Der 
Vorarbeiter wenn ich mich nicht irre?
Georg: In Fleisch und Blut. Du - duzen wir uns jetzt schon - nimm es mir nicht übel, wenn ich deine 
freundliche Geste ausschlagen muss. 
Kurt: Ich kann mir schon denken warum -
Georg: (Unterbricht) Weißt du, in unserem Betrieb sind alle etwas - wie soll ich sagen - angepisst wegen 
euren Anwälten und Wachmannschaften die uns am Arsch hängen, seitdem ihr einen Teil unserer 
Betriebsfläche und Anlagen offiziell beansprucht.
Kurt: Eurer Fläche? Bei uns sieht man das etwas anders ... wie dem auch sei, ich habe damit eigentlich 
nicht viel am Hut. Dafür habe ich alle Hände voll zu tun mit der Organisation der Arbeit, damit wir 
überhaupt genug erwirtschaften um diese Herrschaften bezahlen zu können. Es ist nicht gerade 
einfacher geworden für uns neulich.
Georg: (Schlägt das Glas auf den Tisch) Uff, erwähn das bloß nicht, das zieht mir sofort die Stimmung 
runter!
Kurt: Wird nicht wirklich besser wenn ich schweige. Dieser verdammte Streit verschlingt tatsächlich 
Unsummen. Egal ob wir gewinnen oder verlieren, es ist kein Geheimnis, dass wir bei der nächsten 
Gehaltsrunde sehr schlechte Karten haben. Nicht dass der Betrieb besser dasteht. Von dem dürfte 
sich die Bank schon ein gutes Stück geholt haben.
Georg: Volle Zustimmung. Nur - ich kann verstehen, wieso keiner klein beigeben will. Es ist nicht so, 
dass wir uns um nichts zanken. Ein großes, fruchtbares Stück Land, eine Wasserquelle, 
Produktionsanlagen und Unterkünfte für die Arbeiter, Arbeitsverträge ... da kommt was zusammen, 
das ist insgesamt kein Pappenstiel.
Kurt: Wer hat denn je behauptet, dass es um nichts ginge? Es geht um sehr viel. Leider fürchte ich, dass 
am Ende davon weder für uns noch unsere Betriebe was übrigbleibt.
Georg: (Defensiv) Weiß ich nicht, falls wir Erfolg haben und mit genügend Investitionen ... langfristig 
springt für uns sicher was dabei heraus. Wir werden uns strategisch besser auf dem Markt
positionieren, solche Sachen, du verstehst schon ... (nimmt einen Schluck)
Kurt: Investitionen wären wichtig. Bei uns sind wir zur Zeit leider gezwungen, haufenweise Mittel für die 
Kosten des Rechtsstreits abzuzweigen. So können wir nicht einmal mehr das, was uns keiner streitig 
macht, angemessen bewirtschaften!
Georg: Wir stehen vor demselben Problem. Uns fehlen die Mittel für die ständigen Investitionen in 
chemischen Dünger und Maschinen, auf die wir angewiesen sind um kostendeckende Erträge zu 
erzielen. Obwohl wenn jede weitere Expansion wünschenswert ist, weil Land nicht mehr hergestellt 
wird, so nutzt uns das was wir schon haben wenig, wenn es einfach brach liegt.
Kurt: Wie du richtig bemerkt hast, stellt das Land selbst nichts her. Was zu schnell vergessen wird, außer 
den Mitteln brauchen wir dazu ebenfalls geeignete Arbeiter.
Georg: (Fasst sich mit Hand an die Stirn) Oh Gott, kein Wort davon, bitte! Die Armen sind in letzter Zeit 
wirklich wie Vieh behandelt worden. Kein Wunder, dass ich bereits viele Leute verloren habe, 
darunter auch gute Freunde. Die haben sich anderswo einen Job gesucht, weil ihre Zukunft bei der 
Firma nicht mehr sicher ist. Und ich war mir sicher, ich würde irgendwann ihre Kinder einstellen.
Kurt: (Seufzt) Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht... Arbeitskräfte zu finden ist extrem schwer 
geworden. Da nützen einem die gewonnenen Unterkünfte nichts, wenn die besten Leute schon weg 
sind. Was ich mich frage ist, haben der Boss und das Management den Schuss nicht gehört? In 
einer Zeit des allgemeinen Arbeitskräftemangels sein Potential so leichtfertig zu verspielen - wie 
kann man im selben Atemzug von einer langfristigen Strategie sprechen? Wer soll die 
Betriebsrenten in Zukunft erwirtschaften? Die einzige Antwort die mir gegeben wurde, war "das sind 
Feiglinge allesamt". Glauben die, das bringt jemanden zurück?
Georg: Ja, verdammt, meiner hat dasselbe gesagt. Und ich schufte hier wie ein Pferd für 'nen Appel und 
'n Ei und kann den Bonus dieses Jahr trotzdem vergessen. Ich kann froh sein, wenn ich überhaupt 
bezahlt werde! Wofür? Für falschen Stolz und schlechte Entscheidungen. Jetzt darf ich in einer 
Baracke dahinvegetieren, anstatt irgendwo unter Palmen zu sitzen. Ich wünschte, ich hätte den Mut 
gehabt zu widersprechen und meine eigenen Ziele zu verwirklichen. Wohl denen, die abgehauen 
sind und die fremden Probleme hinter sich gelassen haben!
Kurt: Weißt du, das bringt mich auf eine Idee. Bei uns gibt es aus naheliegendem Anlass jetzt öfters 
Krisensitzungen. Versuchen wir doch das Ruder rumzureißen, indem wir uns einbringen.
Georg: (Abfällig, protestierend) Tss, das übliche Geschwafel. Versprich dir davon mal nichts, du wirst nur 
enttäuscht. Dabei ist bis heute nichts herausgekommen.
Kurt: Diesmal sollten wir besser vorbereitet sein und denen die Show stehlen. 
Georg: (Resigniert) Liebend gern, doch wie willst du das anstellen. Wir leben doch beide in der Realität 
und wissen wie es aussieht. Beide Seiten sind verbittert und wollen nicht als Verlierer dastehen. 
Auch wenn sie es in Wirklichkeit sind.
Kurt: Was wenn beide Firmen das betreffende Land gemeinsam verwalten würden? Jeder könnte seine 
Vertreter schicken.
Georg: (Winkt ab) Ha! Selbst innerhalb unseres Unternehmens funktioniert diese Art von Zusammenarbeit 
oft nicht gut. Immer wieder kommt es zu Grabenkämpfen. Eine Seite blockiert den vernünftigsten 
Vorschlag der anderen, allein weil er nicht von ihnen kommt oder sie einen Posten abgeben müssten. 
Jetzt stell dir vor, wir haben so eine disfunktionale Vereinbarung firmenübergreifend! Wir würden nie 
etwas geregelt kriegen. Oder eine Stelle mit dem Besten besetzen, der den Karren nach vorne zieht, 
sondern unsere ganze Aufmerksamkeit darauf verschwenden aufzupassen, dass wir nicht 
überstimmt werden können.
Kurt: Du hast Recht, dafür fehlt uns die Basis ... die Wahrnehmung eines gemeinsamen Interesses, 
welche verhindert, dass sich Saboteure überall breit machen.
Georg: Eben. Es gibt auch einige Unterschiede in unserer Unternehmenskultur, die man nicht von heute 
auf morgen los wird und schon gar nicht durch Zwang. Die Ausbildung bei uns läuft anders ab, die 
Arbeitsweise, der Führungsstil ... in manchen Punkten ist es schwer allgemeingültige Entscheidungen 
zu treffen. Zu viele Köche verderben den Brei.
Kurt: Dann lass uns die Aufgabenbereiche der beiden Köche voneinander trennen. Sie werden beide mit 
kleineren Töpfen arbeiten müssen, aber es werden wenigstens ihre sein. Meiner Erfahrung nach ist 
es nur selten notwendig, Angelegenheiten für alle zu entscheiden. Es bringt keinen Vorteil, wenn 
man Entscheidungen gegen zu viel Widerstand durchsetzen muss. Dass man es trotzdem tut, liegt 
daran, dass dadurch Posten in der Verwaltung generiert werden. Alles auf Kosten der Arbeiter. Wir 
sollten den Bossen klar machen, dass die alten Spielregeln nicht länger gelten und sie wegen dem 
Arbeitskräftemangel und der ständig steigenden Bedeutung guter Arbeiter für den Markterfolg nicht 
mehr den Luxus haben diese Strukturen zu tolerieren - dass sie sich nun entscheiden müssen 
zwischen produktiven Arbeitern und nutzlosen Posten.
Georg: Mit etwas gutem Willen können wir herausfinden, wessen Arbeiter bisher was genutzt haben - 
aktive Arbeiter, nicht solche, die schon vor langer Zeit in den Ruhestand gegangen sind. Mit diesem 
Wissen lässt sich das Land in so kleine Parzellen teilen wie nötig. Wo wir es gemeinsam nutzen, 
sollten die Betriebsrichtlinien nicht von einer Stelle zentral vorgegeben werden, wann immer es 
praktikabel ist. Die Budgets müssen klar getrennt sein, sodass niemand in den Verdacht gerät auf 
Kosten anderer zu leben. Jeder arbeitet nur für seine Firma und verdient soviel wie sie ihm bezahlt.
Kurt: So sollten wir es machen. Und die Wege stehen allen offen zur Verfügung für Durchfahrt und Handel.
Georg: Das wäre schon mal ein Anfang.
Kurt: (Winkt dem Barkeeper zu) Trinken wir darauf einen.