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Sofremines: Souvenir de Siegbert Eikelkamp

Zu meiner Person

Meine Frau behauptet zu passenden Gelegenheiten wir seien steinreich. Mit dieser Aussage trifft sie den Nagel auf den Kopf, denn wir besitzen neben unserem steinigen Garten in Densborn, Steine in großen Mengen aus vieler Herren Länder.

Letzteres hängt zusammen mit meinem beruflichen Werdegang. Da ich Bergmann von der Pike auf gelernt habe und so auch noch Kohle von Hand d.h. mit Abbauhammer und der berüchtigten großen Schaufel mit kurzem Stiel, Kohleschüppe genannt, „gemacht“ habe, blieb es nicht aus, dass zufällig einmal das Licht der Grubenlampe von einem in der Kohle eingeschlossenem Pyritkristal reflektiert Aufmerksamkeit erregte und dieser als erstes Stück einer Mineraliensammlung in der Tasche landete.

Es ging weiter mit Mineralaggregaten oder auch Stufen aus geologischen Verwerfungen wie dem Oberhausener Sprung oder mit schönen Stücken aus dem Eisenbergbau, der damals in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Hessen und in vielen anderen Gegenden Deutschlands noch umging.

Als im Ruhrgebiet die ersten Zechen dicht machten, verschlug es mich mit der Familie nach Frankreich, was an den Vulkanbomben aus der Auvergne und Mineralien wie Pyrolusit, Feldspat, Fluorit und anderen noch sichtbar wird. Die Societé Française d‘ Etudes Minières, die bedeutendste Bergbau engineering Firma Frankreichs mit Sitz in Paris fand dann interessante Aufgaben in Spanien und Portugal und später in Indien. Von hier stammen die edleren Stücke wie Beryll, Rubin, Saphir und andere bunte Steine.

Aus dem südlichen Afrika, aus Sambia, kommen Opalgestein, Amethyst, Glimmer, schwarzer Turmalin und vieles mehr.

Dann hatte ich die Gelegenheit einige Saharaländer kennenzulernen. Zunächst, von 1972 bis 1978, den Süden Tunesiens mit der Oase Gafsa als geografischen Mittelpunkt und den Phosphatgruben M‘Dilla, Metlaoui, M‘Rata, Moulares und Redeyef.

Viele der während der Freizeit, d.h. Freitags, untersuchten steinzeitlichen Fundplätze sind inzwischen durch Tagebau völlig zerstört worden, so z.B. Kef Schfair und Ilôts in Metlaoui. Andere, wie der Acheulplatz von M‘Dilla, sind möglicherweise noch erhalten geblieben. Ein Großteil der Artefaktensammlung besteht aus weitgestreuten Einzelfunden aus der gesamten Region „um Gafsa“.

Durch die Entdeckung der in pleistozänen Schichten eingebetteten Acheulfundstelle mit 250 – 300.000 Jahre alten Faustkeilen entwickelte sich ein steigendes Interesse an der Vorgeschichte und so gesellten sich zu den Faustkeilen endpaläolithische Werkzeuge aus dem Aterien und epipaläolithische Werkzeuge aus dem Capsien.

An Mineralien sind zu nennen die Geoden aus den Deckschichten der Phosphatschichten mit Kristallen von Quarz, Kalzit, Baryt und Coelestin. Gips und Schwefel kommen aus der weiteren Umgebung.

Dann, von 1972 bis 1982, ging es nach Niger in die südliche Zentralsahara. Hier wartete ein Kohlevorkommen darauf entwickelt zu werden. Nach vier Jahren war es soweit, die Produktion lief, das 32 MW Kraftwerk produzierte Strom und die inzwischen ausgebildete einheimische Bevölkerung war in Arbeit und Brot.

In der recht knappen Freizeit, es gab keine 48 Stunden Woche, ging es weiterhin um Steine. Auf der einen Seite waren es Mineralien wie Zinnstein, Wolframit, Zirkon und Topas, letztere wurden z.T. in Idar- Oberstein geschliffen und meine Frau trägt davon einen Ring mit einem hellblauen Achtkaräter. Auf der anderen Seite war es die Vorgeschichte. Neben vielen Streufunden wurden drei große Siedlungsplätze aus der Jungsteinzeit entdeckt und bearbeitet.

Nach einer kurzen Intervention im Jahre 1978, um verschüttete Bergleute zu bergen und zu Bruch gegangene Strecken der Phosphatgrube Abu Tartur aufzuwältigen, begann in der westlichen Wüste Ägyptens 1982 eine Mission mit der Aufgabe modernen, mechanisierten Strebbau einzuführen und zugleich Techniker und Ingenieure aus- und weiterzubilden.

Sehr reiche jungsteinzeitliche Siedlungsplätze, die größte Fundstelle erbrachte ca. 2500 retuschierte Werkzeuge, wurden in einem Umkreis von 30 km von der Grube entdeckt und in der gleichen wissenschaftlichen Weise wie die Vorkommen in Niger bearbeitet.

Auch Mineralien kamen nicht zu kurz, Schwerspatstufen mit riesigen Kristallen sind ein Glanzpunkt, ein anderer ist ein faustgroßes Stück Wüstenglas. Aus diesem Material wurde der Skarabäus im Pektoral Tutenchamuns gefertigt. Dieses Impaktgestein ist seltener als Diamant, wenn auch im kapitalistischem Sinn weniger wertvoll. Zu finden ist es weltweit an einer einzigen Stelle, gut versteckt in der großen Sandsee an der libysch - ägyptischen Grenze.

In Nigeria, wo ein Berg aus Eisenerz abgebaut werden sollte, konnte ich meine Erzsammlung bereichern. Das archäologische Material wurde durch zwei geschliffene Steinbeile, davon ein sehr großes, ergänzt.

Aus dem Süden Chinas stammt ein Phosphatgestein aus dem Perm (ca. 200 Mio. Jahre alt), welches hochgradig aus P2O5 besteht. Zeit um archäologische Hinterlassenschaften aufzusuchen war nicht eingeplant, so musste ich mich mit einem Buch über das Neolithikum in China, gefunden in einem Buchladen in Peking, zufrieden geben.

Mein letzter großer Auftrag betrifft den Eurotunnel zwischen England und Frankreich. Dort habe ich vier Jahre als Koordinator gearbeitet und nicht versäumt Fauststücke der Gesteinsschicht, in der die Tunnelröhren vorgetrieben wurden, mitzunehmen. Aus den Kreideklippen der französischen Küste konnte ich neben vielen kleineren Fossilien auch einen großen Ammoniten herausschlagen.

Dann, nach 43 Jahren Bergbau, davon 16 Jahre in der Sahara, und vielen tausend Flugkilometern kam die Rente. Ein definitives Domizil musste nun nach dem Vagabundenleben gefunden werden. Wir kannten viele schöne Plätze auf der Welt, auch solche mit Sonne und Meer, aber wir haben uns für die Vulkaneifel entschieden mit vier ausgeprägten Jahreszeiten, auch mit düsteren Wolken und Regen. Es gibt nichts Besseres – und wir wissen worüber wir sprechen.

Hier befindet sich nun neben einer kleinen, sehr persönlichen Mineraliensammlung die größte prähistorische Saharasammlung in Deutschland. Mit der Aufarbeitung, klassieren, beschreiben, analysieren und zeichnen bin ich noch heute beschäftigt und auch für die kommenden Jahre befürchte ich keine Langeweile.

Nach meinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben besuchte ich erneut die ägyptische Sahara im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Expedition mit Wissenschaftlern des Afrikainstituts der Universität zu Köln. Die Route verlief parallel zu der Dünenkette des Abu Muhariq, sie begann nördlich von Baharîya führte über Djara und endete in Abu Tartur.